So, nun ist es endlich soweit: Wir starten heute mit unserer großen ausführlichen Luxus-Body Fahrradtestserie. Wir haben dazu Anja und Peter für Euch zum testen losgeschickt, daraus entstand dieser tolle Artikel! Spielt ihr mit dem Gedanken euch ein neues Rad zuzulegen bzw. euren Fuhrpark zu erneuern/aufzurüsten? Traut ihr euch jetzt endlich den muffigen Spinningraum zu verlassen, um draußen den fast grenzenlosen Abenteuerpark “Natur” im wahrsten Sinne des Wortes live zu “erfahren“..? Für alle die mindestens eine dieser Fragen mit ja beantworten bieten wir mit dieser Serie eine kleine Orientierungshilfe im bunten Räderwald an. Testort war Südfrankreich, genauer gesagt die Hochprovence und die Camargue. Asphalt, Schotter, Kies, Fels, Sand, Schlamm, oder einfach gesagt alles kam uns unter die Räder und nicht nur dorthin..
Ganz genial für so eine Aktion war auch unser Transport- und “Schlafmittel”, ein Wohnmobil!
Getestet haben wir für euch zwei Top-Mountainbikes der Marke Centurion. Zum einen Das Backfire-Hydro XT und zum andern das Backfire Carbon XT, beides reinrassige sehr sportliche Race-Hardtails. Zählten in früheren Jahren die Centurion-Räder nicht unbedingt zu den angesagten “Design-Hinguckern”, so muß man nun mit erstaunen feststellen, daß gerade diese beiden Räder in die absolute Top-Design-Liga aufgestiegen sind, eins schöner als das andere. Die Kaufentscheidung zwischen diesen beiden Modellen regelt eigentlich nur welche Vorlieben man hat, Alu oder Carbon..oder aber der Geldbeutel.Das Backfire Carbon XT schlägt dann doch mit ca 1650-. Euro mehr zu Buche als das Backfire Hydro XT. Sein empf.VK liegt bei 3749-. Euro, die Alu-Variante Hydro XT kostet laut empf.VK Liste 2099-. Euro. Die Firma Centurion bietet euch unter i-Design.centurion.de aber auch ein Baukasten- System an. Mit diesem habt ihr die Möglichkeit euch euer individuelles Backfire zusammenzustellen. Ob Carbon- oder Aluminium, SLX, XT, XTR.., Bremsen, Gabel, Laufräder einfach alles. Hier gestaltet ihr euer persönliches Traum-Hardtail selbst!
Die Firma Centurion hat ihren Sitz in Magstadt, das liegt in der Nähe von Sindelfingen. “Vater” von Centurion ist der Firmengründer Wolfgang Renner, der die Faszination für den Radsport zeitlebens spürte und noch immer spürt. Als erstes wirkliches Mountainbike aus Deutscher Produktion, feierte das Centurion Country auf der IFMA 1982 seine Premiere. Mein erster Kontakt mit der Marke Centurion war übrigens auch 1982, damals kaufte ich von meinem ganzen ersparten Geld mein erstes richtiges Straßenrennrad, ich war richtig stolz. Der zweite Kontakt war dann vor ein paar Wochen in Magstadt vor Ort in der Firma, als ich die Testräder in Empfang nahm. Der erste Eindruck war äußerst positiv, lauter zuvorkommende freundliche und sehr kompetente Menschen die selber die Faszination des Radsports in sich tragen, ihn ausleben und deshalb auch den “Spirit” sehr gut und vor allem authentisch rüberbringen. Ganz herzlichen Dank auch nochmals speziell an Simon Opold und “Döner” !
Mein Fazit vorab: Die Firma Centurion trägt das Pionier-Gen wirklich in sich, Räder vom feinsten!
Centurion Backfire Hydro XT
Das Backfire gilt als Klassiker der Mountainbike-Geschichte. Vor 28 Jahren erschien es als Centurion Country auf der Bildfläche und war, in aller Bescheidenheit, das erste echte MTB made in Germany. Seitdem führt es die Karrriere des legendären Vogel Phönix: Jedes Jahr taucht es verjüngt und aktualisiert, verbessert und verschönert wieder auf – seit einigen Jahren nun als “Backfire” Das Hydro XT hat dank des Hydroformings (ausführliche Beschreibung siehe weiter unten) eine ausgesprochen organische sehr natürlich
wirkende Rahmenform, die der von Carbon sehr nahe kommt. Der ganze Rahmen wirkt wie eine von Künstlerhand geschaffene Skulptur. Besonders Frauen werden dieses fast ganz in weis gehaltene wunderschöne Rad sofort in ihr Herz schließen.
High-Tech quasi in Top-Form: Die höchsten Belastungsspitzen am Fahrradrahmen treten rund ums Tretlager und unterhalb des Steuerrohrs auf. Zur Minimierung dieser Torsions- und Flatterkräfte haben die Centurion-Konstrukteure ein wahres Steifigkeitswunder erschaffen. Dies hat sich im Praxistest auch eindrucksvoll bestätigt. Besonders am Berg wird die aufs Pedal abgegebene Kraft fast verlustfrei in Vortrieb umgewandelt, ganz speziell läst sich dies Erspüren wenn man aus dem Sattel geht: Der Wiegetritt fühlt sich am Anfang ein wenig ungewohnt eckig an. An dieses direkte sehr harte Beschleunigungsgefühl gewöhnt man sich aber im Laufe der Zeit und möchte gar nie mehr seine kostbare Kraft in irgendwelche schlechten Billigrahmen als Verformungsenergie stecken! Die Fahrsicherheit bei schneller Fahrt sowie Lenkpräzision sind dank der Seitensteifigkeit. Von Rahmen und Gabel hervorragend. Auch die im Hydro XT standardmäßig eingebaute Gabel Fox 32F-RL mit 100mm Federweg hinterlässt in jedem Gelände einen hervorragenden Eindruck.
Überzeugt haben auch die Formula RX Disc Bremsen, vorne mit 180mm und hinten mit 160mm Scheibendurchmesser.
Fazit: Man kann dieses Rad uneingeschränkt empfehlen! Ein Rahmen der Extraklasse, super leicht (nur ca 10,6 Kg), trotzdem sehr steif, wendig und formschön, auch für schwerere Athleten geeignet!!. Die Damenwelt wird vor allem auf seinem Design “abfahren”. Was mir auffiel war das ein bischen ungewohnte Fahrgeräusch vor allem auf Schotter. Der großvolumige Rahmen wird da ein wenig zum Klangkörper, die Töne sind aber nicht unangenehm eher motivierend.
HFS-High-Tech-Rohre
Schön, stabil und eigenständig
Seit einigen Jahren schon setzt CENTURION im Premiumsegment auf die Technik des Hydroformings, um Rahmen an bestimmten Stellen zu verstärken, den dort herrschenden Kraftfluss zu harmonisieren – und die Ästhetik des Gesamtbildes zugleich dermaßen aufzuwerten, dass es Designpreise förmlich regnet. Hydroforming (HFS) stammt ursprünglich aus dem Automobilbau und hat sich dort über Jahrzehnte bewährt. Und so funktioniert’s: Das Wunschdesign des späteren Rohres ist in zwei Halbformen exakt nachgebildet. Zwischen diesen beiden Hälften wird das Ausgangsmaterial platziert, meist ein normal geformtes Alurohr von hoher Qualität. Sobald die Formen absolut fest miteinander verbunden sind, schießt mit dem ungeheuren Druck von bis zu mehreren tausend bar heißes Öl in das Rohr, dessen Ende ebenfalls verschlossen ist. So enorm ist der Druck, dass er das Aluminiumrohr förmlich „aufbläst“, bis es an den Wandungen der Form anliegt. Wo das Volumen stärker anschwillt, wird die Rohrwandstärke zugleich dünner, ein willkommener Effekt, der Gewicht einsparen hilft. Alle Rohre, die den Hydroforming-Prozess durchlaufen, werden einzeln hergestellt, was viel Handarbeit bedeutet. Dafür erhält der Kunde ein wirklich einzigartiges Bike mit besonderen optischen Qualitäten.
Mehr noch: Da die am stärksten belasteten Zonen rund um Tretlager und Steuerrohr größere Querschnitte erhalten, profitiert der gesamte Rahmen in Sachen Festigkeit. Und ein Bike, das den permanenten Mikrobelastungen des Tretbetriebs und des befahrenen Untergrunds konstruktiv etwas entgegenzusetzen hat, das „lebt“ schließlich auch länger. All diese Vorteile sprechen für Hydroforming. Die meisten aber finden es schlicht „schön“
Centurion Backfire Carbon XT
Die sehr edle Carbon-XT-Version eignet sich für den Rennbetrieb im Cross-Country ebenso wie für den ambitionierten Technik-Liebhaber. Mit Carbon (siehe ausführlicher Bericht weiter unten!) lassen sich unglaubliche Rad-Leichtigkeitswunder mit trotzdem sehr hoher Torsionsfestigkeit “basteln“. Eigentlich würde man meinen, eine unmögliche Kombination. Doch das Centurion Backfire Carbon ist der beste Beweis dafür, daß so was möglich ist!
Wählt man dann noch aus dem “Centurion-Baukasten” statt der XT z.B. die XTR Gruppe von Shimano, ein Carbonlenker, ein Carbonvorbau und Carbonsattelstütze aus, dann durchbricht man die 10Kg Gewichtsklasse ganz leicht nach unten und kommt. Sogar der 9Kg Marke sehr nahe. An so ein Hauch von nichts kann man sich glatt verlieben, aber Vorsicht: dadurch wird auch der Geldbeutel sehr leicht! Die Sitzposition auf dem Backfire Carbon ist sportlich langgestreckt. Die Trittkräfte kommen fast noch direkter unten auf der Straße an als dies eh schon beim Hydro XT der Fall ist.Fast schon unheimlich, allerminimalste Ausweichbewegung im Pedal und damit so gut wie kein Kraftverlust im Fahrrad. Die Kraft wird also in direkten Vortrieb auf den Fahrbahnbelag umgesetzt. Auch auf steilen mit Richtungswechseln gespickten Bergauf-Passagen überzeugt die Rahmengeometrie. Absolut kein Hochsteigen des Vorderrads, der Kontakt zum Boden bleibt satt, und damit auch die Lenkpräzision, genial! Ein sehr gut abgestimmtes richtiges Vollblut-Race-Hardtail das keine Wünsche offen läst.
Krönung in Carbon
Schwarze, starke, leichte Rahmen – und so schön!
Fahrrad-Rahmen der absoluten Spitzenklasse sind heutzutage vorzugsweise aus einem schwarzen Stoff gefertigt, der bei eindrucksvoller Festigkeit zugleich federleicht ist: Carbon. Unverarbeitet ist das Material recht unscheinbar: Matten aus nebeneinander angeordneten Kohlefasern, befestigt auf der sogenannten „Matrix“. Ihre ganze Stärke spielen diese Matten allerdings nur in einer, der Zugrichtung aus, während ein Fahrradrahmen ja Belastungen in jeder Richtung widerstehen muss. Die überragende Festigkeit wird also in den Rahmen regelrecht „hineinkonstruiert“, indem die Matten in bestimmten ausgetüftelten Mustern kreuz und quer übereinandergelegt und verarbeitet werden.
Alles hängt demnach vom Wissen und der Kunstfertigkeit des Rahmenbauers ab: Er hat die Carbonmatten besonders in den belasteten Regionen so auszurichten, dass sie die auftretenden Kräfte in Faserrichtung aufnehmen können. Erst dann ist gewährleistet, dass sich der edle Rahmen später bei geringstem Gewicht auch als wirklich verwindungssteif erweist.Carbonrahmen lassen sich wie Skulpturen formen: volumige, unterschiedlich starke Rohre mit eleganten, fließenden Übergängen – Rahmen tatsächlich wie aus einem Guss: Monocoques. Kein Wunder, dass die Ästheten unter den Radfahrern so fasziniert von ihnen sind! Natürlich aber macht die Entwicklung auch vor den Werkstoffen nicht halt, und so gibt es mittlerweile eine Art „Carbon 2.0“, das CENTURION einsetzt.
Neu ist zunächst einmal die Matrix als tragende Struktur der Carbonmatte. Heute besteht sie nicht mehr aus vergleichsweise widerstandsarmem und zugleich sprödem Epoxyharz, sondern aus unzähligen langkettig vernetzten Nano-Molekülen.Die Vorteile verblüffen: Der fertige Rahmen ist um beachtliche 40% schlagfester und verhält sich auch bei einem Crash neutraler. Neu sind aber auch die Fasern selbst. Sie heißen „High Modulus“ und stammen vom japanischen Hersteller Toho. High Modulus-Fasern trumpfen mit einer um nochmals 20% gesteigerten Festigkeit auf, was die Torsionssteifigkeit des Rahmens spürbar verbessert. Zugleich bringt er noch weniger Gewicht auf die Waage, weil ja zu seiner Fertigung weniger Material gebraucht wird. Erst seit kurzem greift man bei der Verarbeitung zudem auf das „No-Wrinkle-System“ zurück, eine Technik, die die Bildung von Falten und Lufteinschlüssen auf der Innenseite der Rohre verhindert. Wie das genau funktioniert, bleibt Betriebsgeheimnis; die Vorteile liegen in abermals größerer Belastbarkeit und einem weiteren leichten Minus an Gewicht, da nun ja weniger Material erforderlich ist. Zu messen ist dies kaum – es zeigt freilich, wie konsequent wir in der hohen Schule des Rahmenbaus jede kleinste Möglichkeit nutzen, um das Produkt zu optimieren.
CENTURION-Carbonrahmen werden in aufwendiger, prozesssicherer Monocoque-Bauweise hergestellt. Das garantiert, Rahmen für Rahmen, die gleichbleibend hohe CENTURION-Qualität. CENTURION-Carbonrahmen sind kompromisslos ausgelegt für den sportlichen Einsatz auf der Straße oder im Gelände.
Danke für eure Aufmerksamkeit, weitere Informationen zu Centurion Bikes findet Ihr unter: www.centurion.de
Text: Peter Reichert
Fotos: Anja Wiest / Peter Reichert