Schmerzhafter Moment bei Olympia

Es war eine der bedeutendsten Szenen der Olympischen Spiele in London. Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben 2008, stemmte das Gewicht in die Höhe, verlor das Gleichgewicht und wurde unter der zentnerschweren Last begraben. Die Helfer eilten zu ihm und hoben die Hantel von seinem Körper. Die Zuschauer befürchteten das Schlimmste, doch Steiner stand problemlos auf und lief in die Katakomben. Kein Anzeichen sprach für eine Verletzung. Erst im Krankenhaus erkannten die Mediziner, dass die Wirbelsäule des Hünen gestaucht war.

Fußball
Durch das Adrenalin spüren Sportler Schmerzen weniger stark. (Bild:Nikki Zalewski/Fotolia)

Höheres Schmerzempfinden bei Nicht-Sportlern

Eine Verletzung, die bei vielen Menschen große Schmerzen verursacht hätte, brachte den Sportler kaum ins Straucheln. Steiner überlegte sogar kurzzeitig, ob er den Wettkampf fortsetzen soll. Forscher der Universität Heidelberg fanden heraus, dass Sportler weniger Schmerz empfinden, als ihr unsportliches Pendant. Besonders Fußballer sind demnach schmerzbefreit. Aber auch Ausdauer- und Kraftsportler können ohne Einschränkungen ihre körperlichen Grenzen überschreiten.

Verantwortlich dafür ist der psychische Zustand während der sportlichen Ausübung. Der Körper schüttet Adrenalin aus und gerät dadurch in eine Art Trance. Die Reaktionen werden geschärft und das Schmerzempfinden verringert sich. Das gleiche Prinzip führt ebenso dazu, dass Borderline-Patienten sich Rasierklingen in die Haut stecken. Der tranceartige Zustand verhindert, dass Schmerzen in hoher Intensität im Gehirn ankommen. Aber nicht nur die Ausschüttung von Adrenalin ist verantwortlich.

Schmerzübermittlung wird ausgeblendet

Auch das nozizeptive System spielt eine Rolle. Das Sinnessystem ist für die Schmerzübermittlung zuständig. Die Nozizeptoren springen auf einen schädigenden Schmerz an. Bei Sportlern ist nun das Phänomen beobachtbar, dass zum Beispiel eine Grätsche nicht als schädigend eingestuft wird. Das System übt also keinen Reiz aus und übermittelt keinen Schmerz an das Gehirn. Viele Verletzungen erkennt man deshalb erst nach einem Spiel oder nach einer Trainingseinheit. Solange der Körper angespannt ist, gelingt es der Kombination aus Nozizeptoren und Adrenalin, das schädigende Gefühl auszublenden.